Oceanium in Dakar, 7.5.2012

Ich hatte bis zuletzt gehofft, doch noch die von vielen Reisenden benutzte Route über Mali und Burkina Faso nach Ghana fahren zu können. Leider ist meine Hoffnung nicht Realität geworden und in Mali ist weiterhin die politische Situation und Sicherheit für Ausländer sehr ungewiss. So entschloss ich mich nun über Guinea und die Elfenbeinküste den Weg nach Ghana zu finden, nachdem auch ein österreichisches Pärchen  aus Innsbruck diesen Weg wegen Mali in umgekehrter Richtung nehmen musste, die ich per Zufall an der Grenze zu  Senegal traf. Leider habe ich außer einer Straßenkarte keine Reiseinformationen über beide Länder mit. Die Reiseberichte im Internet lesen sich eher wie „Afrika pur“ als easy und leicht machbar. Die Straßen in schlechtem Zustand, wenn überhaupt befahrbar bis zu keine Informationen über Campingplätzen, geschweige denn Hotelinfos oder Nächtigungsmöglichkeiten. Ich denke, so werde ich nun erst in das echte Abenteuer Afrika eintauchen, zumindest die Strecke durch Guinea bis nach Ghana ist eine Herausforderung für das Auto und auch mich.

Meine Hoffnung, eventuell mit einem Holländer gemeinsam reisen zu können, ist wegen der unterschiedlichen Zeitvorstellungen nicht sehr realistisch. Vielleicht schaffen wir es, gerade Gambia gemeinsam zu bereisen. Die letzten Tage in Dakar hatte ich nun damit verbracht, die erforderlichen Visa für beide Länder (Guinea und Cote I‘voire) zu bekommen und Informationen über die weitere Route zu beschaffen.  

Bei dem Tauchclub Oceanium direkt am Meer kann ich kostenlos campieren, auch gibt es kaltes Bier und eine kalte Dusche. Ebenfalls sehr praktisch ist das freie WIFI, damit kann ich nun leicht recherchieren und meine HP pflegen.

 

Eine Story betreffend der Verlängerung des Passavant in Dakar (ist eigentlich nicht erforderlich, da ich ja ein Carnet de Passages vom ADAC besitze, die die Zollfreiheit meines Auto in allen bereisenden Ländern gewährleistet) muss ich allerdings noch berichten. Nur einen Zettel mit der Info DKR, Port, Mole2 oder 8 gab man mir als Adresse an der Grenze und den Auftrag, das Passavant binnen 48 Std. in Dakar zu verlängern.

Nach mehreren Fehlversuchen das richtige Zollgebäude im Hafen zu finden, kam uns ein Mann zu Hilfe um uns zu einem anderen Zollgebäude zu führen, wo uns auf der Treppe in den3. Stock ein älterer Herr mit blauem Kaftan entgegen kam. Dieser Mann tat dann auch sogleich sehr kundig, sprach ein wenig englisch und so führte uns dieser dann in das „richtige“ Zollgebäude zu Fuß wieder zurück in das Hafengelände.

Auf dem Weg dorthin hatte er sich  (wie mir schien) mit mir angefreundet, er forderte mich jedenfalls auf, ihn nun auch persönlich zu begleiten und schickte Roland (den Holländer) mit dem anderen Mann in eine Bar.

Nun ging es los. Zuerst in den zweiten Stock, in ein Zimmer mit zwei Schreibtischen und vier Besuchersesseln. Davor, neben den Schreibtischen saßen jeweils zwei Frauen, die sehr gelangweilt ruhig vor sich hin starrten. Dann übergab der Mann hinter dem Schreibtisch  einen Akt (ein Schriftstück in einem gelben Papierbogen) der Frau. Diese nahm nun den vor ihr liegenden Stempel und knallte diesen auf das gelbe Papier. Einen zweiten Stempel hatte sie auch noch anzubringen, um danach sofort wieder in ihre starre Haltung zu verfallen. Bei dem anderen Schreibtisch ging es ähnlich zu, nur das die Frau eine Zahl auf dem Akt schreiben durfte. Nun war der Akt vorbereitet, neben einer geschlossenen Tür befand sich eine Klingel, der Beamte drückte sie und wartete wieder geduldig hinter seinem Schreibtisch. Nach einiger Zeit hörte ich den Türschließer aufgehen und der Beamte setzte sich mit den zwei Akten in Bewegung, um nach kurzer Zeit wieder retour auf seinem Schreibtisch (ohne die beiden Akten) Platz zu nehmen. Alles schaute gelangweilt in den Raum, auf einer Wand hing jedoch ein Flatscreen,  mit laufendem Ringkampf-  Programm.  Dann summte wieder der Türschließer und der Beamte setzte sich in Bewegung, nun mit den Akten im Arm wiederkehrend nahm er zuerst Platz. Nachdem er die Akte geordnet hatte, bekam mein Guide diese mit einem Buch ausgehändigt und den Auftrag, in ein anderes Zimmer zu gehen. Ich durfte ihn  seinem Vertrauen entsprechend überall hin folgen. Das Szenario setzte sich fast in gleicher Weise im nächsten Zimmer fort, nur das diesmal der Akt von einem Schreibtisch zum anderen wanderte. Nach einer Eintragung in einem dicken Buch wurden nun nur mehr die zwei Akte ohne gelben Umschlag übergeben. So ging es wieder einen Stock tiefer um nun offensichtlich beim „zuständigen“, einem eher jungen Beamten mit eigenem Zimmer und Schreibisch, (nebenan natürlich wieder ein laufender kleiner Fernseher) zu landen. Dieser war nun befugt, das Carnet de Passage abzustempeln, mit der Hand dann den Verbleib für einen Monat Aufenthalt in Senegal zu  schreiben und dies mit einem zweiten Stempel zu besiegeln.

Natürlich sprach von Anfang an der ältere Mann davon, das Carnet alleine genüge doch in der ganzen Welt, die Zahlung von 15 Euro in St. Louis wäre nicht rechtens, und auch das Ausstellen des Passavant wäre unnütz, nachdem wir dann endlich auch den anderen Mann und Ronald, den Holländer in der Bar trafen, ihn auch auf ein Getränk eingeladen hatten, war eine Zahlung von je 10 Euro bei soviel Hilfe natürlich Ehrensache.

Nachsatz: Der ältere Herr gab uns auch bereitwillig seine Handynummer, gerne könne man ihn bei Problemen anrufen, dem anderen Mann waren die 10 Euro zu wenig, er dachte er könne für den Dienst, uns zum Zoll zu bringen, mehr herausholen. Naja, probieren tut es halt ein jeder in Afrika.

Vielleicht werde ich schon morgen Dienstag nach Gambia aufbrechen, eine Fährverbindung nach Ziguinchor könnte das Problem Fähre nach Banjul (man liest reine Horrorgeschichten von bis zu 8 Std. Wartezeit und Schikanen) ev. lösen, ich würde dann von Süden kommend nach Gambia einreisen. Da diese Fähre nur Dienstag und Freitag verkehrt und Roland erst am Mittwoch seinen Pass mit dem Ghanavisum zurückbekommt, wäre es für ihn nicht möglich mitzufahren, aber wer weiß ob überhaupt noch ein Platz frei ist?  Jedenfalls verabschiede ich mich nun mal von Senegal, bis auf ein kurzes Stück im Westen geht es nun Richtung Ghana.

PS: Vielen Dank für die netten Kommentare, freue mich wirklich über das tolle Echo. Ja, in der Westsahara liegt der Diesel preis wirklich nur bei 53 Cent, da er steuerfrei ist.

Dakar, 1.5.2012

Nun bin ich in Senegal, genauer in Saint Louis gelandet. Die ersten Eindrücke von diesem Land sind sehr zwiespältig. Einerseits sehr hübsche Menschen und viele liebe Kinder auf den Straßen, andererseits umgeben von Müll und unvorstellbarem Lebensbedingungen, eingebettet in der Natürlichkeit des Alltages.

Auch die auf den Straßen befindlichen Autos sind eher dem Autofriedhof entkommen, unglaublich in welchem Zustand noch das Auto bewegt und gefahren wird. Davon sind weder die Taxis, meist uralte Renault 25 oder 21noch die zu Kleinbussen umgebauten total demolierten Lieferautos in nicht beschreibbarem Zustand ausgenommen. Aber das Leben spielt sich in Afrika eben auf der Straße ab und so werden in dem Verkehrsgewühl daneben auch die Ziegen und Hühner gehalten.

Ein spektakuläres Erlebnis ist die Ankunft der Fischerboote, die direkt ihren Fang einerseits in die bereits wartenden LKW`s verladen oder gleich den wartenden Menschen anbieten. Dazwischen auf engsten Raum in diesem Gewühl wird auch bereits der Fisch gebraten angeboten, einfach herrlich zu beobachten.

Zwei Tage in der berühmten Zebrabar, die von einem Schweizer Ehepaar geführt wird, reichen mir ich erledige mit einem weiteren Tag Aufenthalt im Camping Ocean in St. Louis den Papierkram wegen des Passavants, tauche in den Markt und den vielen Menschen ein um Fisch und Baguette zu kaufen, wechsle noch Geld und fahre nun weiter nach Dakar.

Schon während meiner Reise durch die Westsahara und Mauretanien hatte ich des Öfteren noch die Spuren und die Piste der klassischen Rallye Paris – Dakar neben mir verlaufen gesehen, bin auch einige Kilometer auf dieser berühmten Route und Piste zum Spaß unterwegs gewesen, bin nun auch schon mehr als 4000 km gefahren.

Saint Louis, 29.4.2012

Um 9 Uhr 30 brache ich von der Auberge  Menata auf, aber der Weg aus der Stadt war mühselig. Erst nach einer Kreuzfahrt vorbei an den vielen Märkten und „Bauhäusern“ die alles Mögliche, von Holz bis Wellbleche ebenso anboten wie Kleider, Gemüse, Obst und alles in einem unvorstellbarem schmutzigen Umfeld. Aber nach fast einer Stunde war ich aus diesem Verkehrsgewühl heraus, dann ging es zügig gegen Süden. Die ersten 150 km waren von einer guten Teerstraße geprägt, dann wie beschrieben viele Schlaglöcher. Auch waren nun im Gegensatz entlang der Straße vereinzelt doch fast kontinuierlich kleine Wellblechhütten oder Häuser zum Beobachten.

Dann endlich um 12 Uhr 30 in Rosso angekommen hielt ich anstrengend den Blick auf die abzweigende Piste nach Diama. Ein Mercedes überholte mich, kurz bei dem beschriebenen LKW Parkplatz neben allerlei Hütten vorbei steuerte er in die richtige Richtung zu einem Polizeiposten. Sofort dort angekommen die Frage nach der Versicherung, aber der Polizist bestätigte mir die vor uns liegende Piste und so lagen teils anstrengende doch fast 95 km vor mir.

Nach 35 km kamen mir in der einsamen Gegend drei Toyota Land Cruiser entgegen, einer davon aus Innsbruck, die auf dem Rückweg vom Süden Afrikas waren. Die beiden anderen waren Schweizer, wobei einer in Mauretanien lebte. Schnell waren ein paar Tipps ausgetauscht und dann ging es weiter. Die letzten 20 km wie beschrieben Waschbrettpiste und nach bezahlen einer Naturpark Gebühr von 4000 MOB ging es zur Grenze. Der mauretanische Polizeiposten war sehr freundlich und nett. Ein Polizist lungerte auf dem Bett, der Zweite erfasste meine Daten. Inzwischen bemühte sich der andere mir auch arabisch beizubringen, die Zahlen und seinen Namen konnte ich nachsprechen, leider merkte ich mir (wie üblich) diese Vokabel auch nicht. Dann ging es zum Zoll, die Eintragung der Daten kostete 4000 MOB für das Auto. Naja eine Eintragung im Pass und dann zum Customer, dieser verlangte ebenfalls 10 Euro oder 4000 MOB, ich gab meine letzten Mauretanischen Scheine aus der Hand.

Nun ging es über die Brücke, auf der anderen Seite erwartete mich schon ein Mann, der sofort 10 Euro verlangte. Ich zierte mich, versuchte zu handeln, aber er blieb stur. So versuchte ich den alten Trick mit der Landeswährung und die 4000 CFA, die er dann unbedingt wollte, brachten einige Euro Ersparnis. Nun aber wieder zur Polizei, alles OK, nur 10 Euro mit Bestimmtheit verlangt, keine Quittung, was soll es!

Beim Zoll dachte ich, ginge es nun einfacher, da ich ja ein Carnet de Passage mithatte. Aber zuerst ließ er mich Platz nehmen und warten. Dann endlich hatte ich die Eintragung und den Stempel im Carnet, er stellte trotzallem einen Passavant aus, ich muss am Montag in Dakar sein und dieses dann verlängern lassen. Auf meine Frage warum, sagte er nur das sei Law, eben Recht. Und dann verlangte er ebenfalls ungeniert 5 Euro. Aber immerhin ich hatte nun alles beisammen, nur noch die Versicherung abschließen und ich bin in Senegal eingereist.

Die 28 km nach Saint Louis waren dann auf der schönen Teerstraße kein Problem, nach einigem Suchen fand ich endlich zu dem Campingplatz, nachdem ich leider vorher auf der Umfahrungsstraße keine  Brücke sehen konnte. Müde und doch geschafft gingen ich in das nebenliegende Hotelrestaurant und aß guten Fisch. Um 22 Uhr war der Tag glücklich zu Ende gegangen, ein Bier und ein Sudoku entspannten vollständig.