Auch der Boss vom Customer meinte, es gäbe natürlich auch in Douala eine Botschaft von Gabon. Aber nachdem wir trotz Bemühen eines Taxifahrers (hatte natürlich auch keine Ahnung von einer Botschaft), Nachfragen im Hotel Meridien keinen Erfolg hatten, gaben wir auf und fuhren nach Yaounde. Die Fahrt über eine sehr gute Straße dauerte nur 3 Stunden für 230 km. Aber durch die Stadt zu unserem Quartier zu einem Benediktiner Kloster auf einem Hügel (der einen traumhaften Ausblick über die Stadt ermöglicht), brauchten wir nochmals eine Stunde. Am nächsten Morgen schafften wir nach dem zweiten Anlauf endlich die Botschaft von Gabon zu finden, nachdem auch die Koordinaten anderer Traveller aus dem Internet sich als falsch erwiesen. Dafür war dann der Antrag sehr rasch und einfach gestellt, am Montag bekommen wir nun das Visum für den Gabon. Am Dienstag werden wir dann nach Gabon weiterfahren, größtenteils im Busch unterwegs werden uns wieder einige Tage ohne Internet bevor stehen.
Kategorie: Kamerun
Douala, Kamerun, 14.11.2012
Nach ca. 9 Stunden waren wir in Douala angekommen. Auch wieder keine Hafenanlage, wie sich es ein Europäer vorstellen würde. Eher ein Schiffsfriedhof empfing uns, die eine Seite der Kaimauer total mit gesunkenen Schiffswracks blockiert, die andere Seite ebenfalls breit seitens von einem gesunkenen Wrack flankiert. Zuerst wurden alle Passagiere vom Schiff gelassen, die Kontrolle der Pässe noch am Schiff vorgenommen. Ich hatte versucht zu erklären, ich hätte ja bereits alle Formalitäten erledigt und alle Stempel. Zwar Kopfschütteln, aber trotzallem mussten wir unsere Pässe abgeben. Dann beeilte sich der Kapitän wieder am Bug anzulegen, die Ebbe würde bald ein Verlasse n vom Schiff unmöglich machen. Schnell und in letzter Minute schaffte ich noch den Sprung mit dem Auto an Land. Zwar wieder ein Menschengewühl, aber der Customer wollte wieder mein Carnet stempeln. Ich verneinte, er telefonierte mit seinem Boss uns so hatten wir durch Glück auch schnell wieder unsere Pässe, der Einreisestempel von Ekok wurde in dem Trubel übersehen, wir hatten nun wieder einen zweiten Stempel im Pass, der aber mich nicht störte. In Begleitung eines Customers fuhren wir nun zum Boss. Dieser sprach gottseidank englisch und so hatten wir ihn bald mit unserer Story über unsere Reise entlang der Westküste Afrikas überzeugt. Erfreut gab er uns auch noch ein paar Tipps wegen eines Hotels und ohne zweiten Stempel im Carnet war nun auch die dritte Etappe geschafft.
Calabar, Nigeria, 12.11.2012
Der Student gab uns den Rat, mit der Fähre von Calabar nach Douala zu fahren, vielleicht bekommen wir ein Transitvisum für Nigeria. Ich überlegte alle Varianten, eine davon mindestens fünf Tage ohne Regen und viel Sonnenschein für eine Weiterfahrt nach Mamfe, das Risiko für das Auto zu Schaden zu kommen noch immer sehr groß. Aber wir hatten offiziell keine Möglichkeit zurück nach Nigeria. Zweite Variante, neues Visum in einer Stadt in Kamerun, die ca. 240 km und fünf Fahrstunden von Ekok entfernt ist und nur mit dem Motorbike durch den Quatsch erreichbar ist. Nächsten Tag dann nach Ekok zurück, Ausreise aus Kamerun, neues Visum für Kamerun dann in Abuja beschaffen und dann die Tour mit dem Schiff nach Douala machen. Macht mindestens fünf Tage Zeitverlust und wir sollten bereits am 19.11. in den Kongo einreisen. So harrten wir bis Montag früh, in der Hoffnung jene Variante zu meistern, die für mich die einzige Chance bot in realistischer Zeit wieder nach Kamerun weiter in den Süden zu reisen. Inoffiziell aus Kamerun raus, wir hatten ja bereits die Einreiseformalitäten und alle Stempel im Pass erledigt, inoffizielle Einreise nach Nigeria um nach Calabar zu kommen und dort auf das Schiff zu gelangen. Dann wieder inoffiziell in Kamerun einzureisen und den Grenzposten ohne nochmaligem Stempel zu passieren. Ich versuchte drei Etappen gedanklich für uns festzulegen. Erste Etappe, raus aus Kamerun ohne Ausreisestempel, wir wollten ja kein neues Visum für Kamerun beantragen und Wiedereinreise in Nigeria nun ohne Visum. Zweite Etappe, nach Calabar zu fahren und alle Straßenkontrollen zu meistern., auf das Schiff zu gelangen ohne dass die nigerianischen Grenzposten uns aufhalten oder zurückschicken. Dritte Etappe mit dem Schiff nach Douala zu kommen und dann auch noch in Kamerun wieder die Einreise zu schaffen.
Am Montag um 8 Uhr, Augustin lauerte bereits vor dem Hotel, die Wetteraussichten weiterhin schlecht. Wir fuhren zum kamerunischen Posten, beschwichtigten ihn, wir wollen nur den nigerianischen Posten etwas fragen. Somit gelangten wir ohne Ausreisestempel bis zum kamerunische Grenzgatter. Wir marschierten über die Brücke nach Nigeria, nun empfing uns ein Mann der uns zum Boss des Customers ca. 500 m in sein Büro führte. Nach einigen Diskussionen wurden wir zum Boss vorgelassen, dieser belehrte uns über die mir bereits bekannte offizielle Version, an dieser führt kein Weg vorbei. Niedergeschlagen und demoralisiert gingen wir wieder in Begleitung des Mannes zum Grenzgatter zurück. Knapp vor der Brücke klingelte sein Handy. Nach Gesprächsende meinte er wir sollen nochmals zum Boss zurück kommen.
Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, gespannt betraten wir das Büro vom Boss. Nun seine Frage, was wären wir bereit an Fies zu zahlen, er könne uns doch nach Calabar bringen, es müsse uns bewusst sein, es könne ihn seinen Job kosten, aber für ein Money von 40000 Neira (200 Euro) riskiert er es. Ich kalkulierte, ca. 200-300 Euro die Fähre, insgesamt ca. 500 Euro ist es auf alle Fälle wert, das Risiko einzugehen um mit der Fähre nach Kamerun zu gelangen.
Um 12 oder 13 Uhr sollen wir auf ihn warten, er begleitet uns bis zum Schiff. Erleichtert und voller Hoffnung bald die erste Etappe geschafft zu haben, gelang es auch unserem Mann das Grenzgatter auf kamerunischer Seite zu öffnen und uns ohne Ausreisestempel das Auto auf nigerianischen Boden zu bringen.
Knapp nach 14 Uhr dann endlich erschien er mit Koffer und in Begleitung einer Frau. In drei bis vier Stunden sollten wir in Calabar sein, er dirigierte uns vor Ort direkt ins Headquater vom Customer Service zum Big Boss. Ein Mann nun ohne Uniform, sichtlich in ziviler nigerianischer Kleidung mit Kappe empfing uns. Sehr höflich sprach er uns nun offiziell als freie „Touristen“ aus, allerdings die inzwischen ermittelten Schiffskosten verschlugen mir den Atem. 200000 Neira, 1000 Euro würde es kosten und bald wurde mir bewusst, da gibt es nichts mehr zu verhandeln. Na ja, auf diesen Schrecken hatten wir gleich um Erlaubnis gebeten, auf dem Gelände campieren zu dürfen, nächsten morgen wieder zum Big Boss, ich erklärte mich nun mit der Summe einverstanden.
Gegen 11 Uhr fuhren wir dann in Begleitung zum Hafen, keine direkte Fähranlegestelle, bloß ein ausrangiertes norwegisches Fährschiff wurde bereits eifrig mit Menschenkraft entladen. Mit einem Kran sollte mein Auto, erst spät in der Nacht nach fertiger Beladung der nigerianischen Fracht über die Reeling gehoben werden.
Abfahrt 1 oder 2 Uhr in der Nacht, aber am Nachmittag war klar, erst morgen frühestens um 7 Uhr wird abgefahren. Während dieser Wartezeit wurden wir zumindest sechsmal zur Kontrolle zu verschiedenen Stellen gerufen, mir wurde klar, die Sache sei keineswegs ausgestanden. Heftige Diskussionen dann am Morgen, kein Kranwagen, das Schiff würde mit dem Bug zur Kaimauer fahren, seine Ladeklappe öffnen, so dass ich auf das Schiff gelangen würde. Ein Zittern während der ganzen Nacht, ich hatte die 1000 Euro bereits am Abend beglichen, was würde nun geschehen. Inzwischen beobachteten wir das Treiben im Hafen und die Beladung der Fähre. Unmenschliches wurde geschleppt, es ist schrecklich mit ansehen zu müssen, wie sehr selbst das afrikanische Volk seine Mitmenschen ausbeutet und noch in der jetzigen Zeit versklavt. Es war 5 Uhr am Morgen und unsere Begleitperson war wieder zur Stelle. Er hatte noch nicht sein Money von 200 Euro bekommen, so hatten wir wenigstens noch Hoffnung, sicher auf das Schiff zu kommen. Nun waren alle Passagiere am Schiff, die Flut fast beendet und das Schiff legte ab um mit dem Bug anzulegen. Der Trubel im Hafen legte sich keineswegs, erneut wurden lautstarke Diskussionen wegen unserer Ausreise geführt. Nochmalige Kontrolle der Papiere, das Schiff legte inzwischen an, die Auffahrt war bereit, das Carnet de Passage wurde mir zum Kopieren nochmals entrissen. Ich rannte hinterher, doch dann kam die Aufforderung ich soll sofort mit dem Auto an der aufgebrachten Menschenmenge vorbei über ein paar Bretter aufs Schiff fahren. Keine Probleme für mich, schnell war ich mit meinem Auto am Schiff, sofort ging unter Applaus der Schiffsbesatzung die Ladeklappe zu. Ich schrie um mein Carnet, das mir nun im Laufschritt gebracht wurde, ganz knapp bevor die Klappe komplett geschlossen war. Endlich waren wir auf See und wurden vom Schiffspersonal in die First Class in Sicherheit gebracht. Im klimatisierten Raum wurden wir mit einem Frühstück überrascht, erleichtert nach diesen Strapazen und Aufregungen hatten wir auch die zweite Etappe geschafft.
Ekok, Kamerun, 11.11.2012
Auch am Morgen noch leichter Regen, die neue Straße zur Grenze war fast menschenleer. Bald hatten wir die 25 km geschafft und waren an der Grenze angekommen. Beim nigerianischen Grenzposten auf meine Frage, wie der Zustand der Straße nach Mamfe sei, very bed. Na, ja, keine schöne Aussichten, aber wie immer zieht ein Ereignis (falsche Tankfüllung, 2 Tage Verzug) und nun dieser viele Regen weitere Probleme nach sich. Auch der Grenzposten in Kamerun meinte die Straße sei eben sehr schlecht. Schon an der Grenze in Kamerun hatte uns ein Mann angesprochen, er wolle uns helfen, die Strecke zu meistern. Ungläubig Hilfe zu benötigen, setzte ich die Fahrt bis zum nächsten Polizeiposten fort. Nun aber wartete schon eine kleine Horde geldgieriger Männer, welche meinten, ich werde wohl drei bis vier Männer zur Bewältigung der nächten vier Straßenkilometer benötigen, denn danach sei sie gut befahrbar. Mir schon ein wenig gruselig, boten sie mir an, ich solle ruhig die Piste besichtigen. Der offensichtlich aus entgegenkommender Richtung total mit Schlamm dreckige Toyota Hilux ließ mich nun doch zu Verhandlungen bewegen. 100000 CFA (ca. 150 Euro) solle ich bezahlen, letztendlich hatte ich für drei Männer (jener von der Grenze, er stellte sich als Augustin vor war nun mit dabei) 50000 CFA bezahlt. Huckepack mit Ihnen an der hinteren Stoßstange hängend fuhren wir los. Nicht einmal 300 m in den Urwald hinein und die erste Hürde, fast ein halber Meter tiefer Schlamm mit tiefen Fahrrillen.
Geschafft, mit Sperrdifferential und Untersetzung durch den Schlamm gewühlt, das Auto nach 50 m bereits ebenfalls in Schlamm gehüllt. Noch eine unpassierbare Stelle, ein kleiner Umweg durch den Busch, ebenfalls durch tiefen Matsch. Gerade einen km gefahren, kamen wir nun zu einer Stelle, wo 2 m tiefe Straßenfurchen mit fast einen Meter hohen Wasserpfützen uns den Weg versperrten. Zwei einheimische Toyota Hilux steckten in zwei anderen Fahrspuren in tiefem weichem Schlamm, unbefahrbar, aber ohne auf ihre Autos und Material zu achten versuchten sie trotz allem diese Passage zu meistern. Aus dem Auto gestiegen, steckte ich mit meinen Füßen einen halben Meter tief im Schlamm, ich konnte mich fast nicht mehr bewegen, es gelang mir zum Glück ohne Sturz mich aus meiner misslichen Lage zu befreien.
Ich hatte nun genug gesehen, mir fiel ein Video noch von zu Hause ein wo vier Fahrzeuge eine Woche lang sich ebenfalls durch solche Schlammmassen quälten. Ein aus der Gegenrichtung zu Fuß vorbeikommender Student mit gutem Englisch zeigte mir ein auf seinem Handy aufgenommenes Video, mit den noch vor uns liegenden Passagen mit unbeschreiblichen Hürden. Meine Entscheidung war nun rasch getroffen, wir kehrten um. Es war für mich aussichtslos, auch nur für eben jene 4 km schlechte Straße, die sich in einem so unpassierbaren Zustand befindet, weiter zu fahren.
Wieder in Ekok versuchte ich, den kamerunischen Grenzposten von der unpassierbaren Straße zu informieren und uns wieder zurück nach Nigeria zu lassen. Zu Fuß durfte ich den nigerianischen Posten aufsuchen, um zu fragen, ob ich überhaupt nach Nigeria einreisen darf. Der nigerianische Posten sagte, ich sei offiziell ausgereist, ich habe kein Multiple Visum und daher gebe es auch kein zurück.
Er könne es sowieso nicht am Samstag entscheiden, vielleicht am Montag wenn sein Boss erreichbar ist, ich solle in Ekok in einem Hotel warten und das Wochenende mich „entspannen“. Ein anderer Mann bot uns für 3000 Dollar gute Kontakte zu den nigerianischen Customer an. Ein anderer Mann bot uns an auf einem Lastwagen huckepack den schlechten Straßenabschnittes zu bewältigen.
Augustin ließ uns natürlich nicht mehr aus den Augen, denn er witterte den Job des Lebens. Er meinte, Montag würde es möglich sein, fünf Männer würden ausreichen, die Strecke zu schaffen. Zu Mittag kommt die Sonne und alles würde schnell auftrocknen. Aber in der Nacht regnete es weiter, nicht mehr so viel, aber die Hoffnung auf eine passierbare Straße schwand. Am Sonntag machten wir zu Fuß eine Besichtigungstour, doch die Situation blieb „beschissen“.